Designobjekt Mensch
Künstliche Intelligenz im Spannungsfeld von Fortschritt und Verantwortung
Unter Designobjekten versteht man vermutlich zuallererst einmal Möbel, Mode oder auch Fahrzeuge – Dinge, die nach bestimmten ästhetischen oder funktionalen Maßstäben gestaltet werden. Doch was passiert, wenn der Mensch selbst zum Designobjekt wird? Und welche Rolle spielen dabei neue Technologien, insbesondere Künstliche Intelligenz (KI)?
Die 11. Transfertagung „eHealth & Society“ stellt diese spannungsgeladene Frage in den Mittelpunkt und lädt dazu ein, das Zusammenspiel von medizinischem Fortschritt, digitalen Innovationen und gesellschaftlicher Verantwortung aus verschiedenen Blickwinkeln zu diskutieren.
Während Schönheits-OPs, kosmetische Eingriffe oder der Einsatz von KI-generierter Bildbearbeitung bereits alltäglich geworden sind, verändern sich auch tieferliegende Vorstellungen davon, was als „normal“, „gesund“ oder „erstrebenswert“ gilt. Ob auf Social Media-Plattformen oder in virtuellen Welten: Immer mehr Menschen nutzen KI-gestützte Filter, um ihre digitalen Selbstbilder zu optimieren – mitunter so stark, dass die Grenze zwischen realer und virtueller Identität verschwimmt. Parallel dazu entstehen Trends wie Looksmaxxing oder Virtual Avatars, die vor allem jüngere Zielgruppen in eine neue Ära des Selbst-Designs führen – oftmals gelenkt von Algorithmen, Influencer-Kultur und marktgetriebenen Schönheitsidealen.
Doch das Phänomen „Designobjekt Mensch“ reicht weit über Fragen von Ästhetik hinaus. Es umfasst beispielsweise auch die Bereiche Reproduktionsmedizin, Longevity und mentale Gesundheit. Ansätze wie „Quantified Self“, „Mind Hacking“ oder „Personalized Medicine“ rücken zunehmend in den Fokus. Was ursprünglich als medizinischer Fortschritt gilt, kann – je nach Perspektive – entweder als Ausdruck individueller Selbstbestimmung oder als Ausdruck gesellschaftlicher Normierung verstanden werden. Ist der Mensch dabei eher Objekt externer Erwartungen oder Subjekt seiner eigenen Gestaltungsfreiheit?
Im Gesundheitswesen selbst wird KI immer häufiger als unterstützendes Werkzeug eingesetzt: Von KI-gestützter Diagnostik über Entscheidungsunterstützungssysteme bis hin zur robotischen Chirurgie. Das Konzept der „Augmented Doctor“ beschreibt hierbei Fachkräfte, die mithilfe intelligenter Systeme effizienter behandeln und versorgen können. Gleichzeitig geraten aber auch Behandelnde zunehmend unter Druck, sich digitalen Systemen anzupassen: Der Zwang zur Nutzung von Telemedizin, die Auslagerung von Behandlungen an Avatare oder der Einsatz robotischer Assistenzsysteme sind nicht selten auch ökonomisch motiviert – etwa durch Personalmangel, steigende Kosten oder Effizienzerwartungen der Gesundheitssysteme.
Diese Entwicklung wirft grundlegende Fragen auf: Wer gestaltet hier wen? Werden Ärztinnen und Ärzte selbst zum Designobjekt technischer Machbarkeit? Oder bietet die Digitalisierung eine Chance, um Versorgung gerechter, individueller und menschlicher zu gestalten?
Die diesjährige Transfertagung greift diese komplexen Wechselwirkungen auf und bringt Expertinnen und Experten aus Medizin, Informatik, Public Health, Ethik, Soziologie, Psychologie sowie der Sozialen Arbeit zusammen. Dabei sollen nicht nur Risiken und ethische Dilemmata benannt, sondern auch konstruktive Perspektiven aufgezeigt werden: Wie kann technologische Innovation mit sozialer Verantwortung in Einklang gebracht werden?
Auf dem Weg zur 11. Transfertagung „eHealth & Society“ hat es zwei markante Veränderungen gegeben. Zum einen wurde das Tagungskomitee um einen prominenten Partner erweitert: Den Bayerischen Apothekerverband, vertreten durch Herrn Dr. Wolfgang Schneider. Auch die Schirmherrschaft hat gewechselt: Nach sechs Jahren ging diese von Frau Landtagspräsidentin MdL Ilse Aigner (CSU) zu Frau Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention MdL Judith Gerlach (CSU) über, die vor diesem Ministerium das für Digitalisierung in Bayern führte. Insofern konnte auch hier wieder eine öffentliche Persönlichkeit mit höchstem Renommee für die Berührungsstelle Weiblich / Gesundheit / Technik gewonnen werden.
Abschließend einige Anmerkungen in eigener Sache: Im November 2025 erscheint bereits der vierte Tagungsband zur „eHealth & Society 2025“ unter dem Tagungstitel „Das Digitalisierungsgesetz ist da – Na und?“ im Springer Fachmedienverlag 69,99 Euro). Erstmals haben zwei FOM Expertengruppen aus den Hochschulbereichen „Wirtschaftsinformatik“ und „Soziale Arbeit“ dem Tagungskomitee Vorschläge für die Parallel Tracks A (eHealth) und B (Society) unterbreitet.
Zu guter Letzt: Alle Informationen zum Aaron Antonovsky-Preis für Studierende sowie die Preisträgervideos seit 2020 sind » hier einsehbar.
Wir freuen uns auf eine erkenntnisreiche, interdisziplinäre und kritische Auseinandersetzung mit dem Menschen im digitalen Zeitalter – zwischen Gestaltungskraft und Gestaltbarkeit, zwischen Fortschritt und Verantwortung.
Programm
Grußwort: Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention Judith Gerlach
Schirmherrin
Prof. Dr. Gerald Mann
FOM Hochschule, Gesamtstudienleitung
Prof. Dr. habil. Manfred Cassens und Prof. Dr. Thomas Städter
FOM Hochschule/Tagungskomitee
Track A (eHealth)
Moderation: Dr. Nicole Gröne
D2AMedicine: Wenn der Avatar zum Patienten wird (Prof. Dr. Alexander Lutz, FOM Hochschule und Prof. Dr. Peter Hoffmann, FH Vorarlberg)
Digital Health zwischen Vision und Verantwortung – Ausgründungen als Motor verantwortungsvoller Innovation (Tobias Döringer, TU München Venture Lab Healthcare)
Mehr Zeit für Patienten – KI als Assistent im Praxisalltag (Dr. Carol Wildhagen, Tandem Health)
Track B (Society)
Moderation: Prof. Dr. Hartmut Reinke, FOM Hochschule
Von Platons Philosophenköniginnen zur Expertokratie der Algorithmen: Selbstentmündigung as a Service? (Prof. Dr. Hartmut Reinke, FOM Hochschule)
[Thema folgt] (Prof. Dr. Judith Haase, Katholische Hochschule NRW)
Das Designobjekt Mensch in der Bildungslandschaft (Markus Fink, Kreisjugendring München-Land)
Track C (Medizin)
Moderation: Prof. Dr. Nadja Mayer-Wingert, FOM Hochschule
Schlankheitswahn – Ein gefährlicher Trend? (Dr. Peter Sandmann, Stv. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes)
Aktuelle medizinische und ethische Herausforderungen in der Neonatologie (Prof. Dr. med. Marcus Krüger, München Klinik, Klinik für Neonatologie)
Leben als Schaden (Prof. Dr. mult. Reinhold Altendorfer, Altendorfer Pürner Medizinrecht)
Moderation: Ulrike Ostner
Studierende aus dem FOM Hochschulzentrum München
Moderation: Ulrike Ostner
Reproduktionsmedizin als Werkbank für Designerbabies (Dr. med. Bernd Lesoine, A.R.T. Reproduktionsmedizin)
Sinn und Unsinn in der ästhetisch plastischen Chirurgie (Dr. med. Andreas Heitland, Verband Deutscher Ästhetisch Plastischen Chirurgen)
Schöpfer und Schöpfung (Prof. Dr. med. Eckhard Frick, SJ, TU Klinikum Rechts der Isar München)
Übergabe der Preise durch die Keynotespeaker
Aaron Antonovsky-Preis
Der Aaron Antonovsky-Preis wird einerseits für die drei von einer unabhängigen Jury ausgewählten besten Kurzvideos vergeben. Nach einer Vorauswahl und anschließender Wahl aus den besten neun Videos durch eine Jury entscheiden letztlich die Tagungsteilnehmenden darüber, welches der drei Teams der Endausscheidung mit seinem Kurzvideo gewinnt. Je Keynote / Kategorie geht ein Team nach Vorauswahl in dieses Rennen.
Auch für den Publikumspreis, bei dem die Wahl eines Filmes des gesamten Teilnehmendenfeldes erfolgt, erfolgt im Fall zahlreicher Einsendungen eine Vorauswahl.
Tagungskomitee
Christian Bredl
Leiter der TK-Landesvertretung Bayern, Techniker Krankenkasse
Prof. Dr. habil. Manfred Cassens
wiss. Direktor ifgs Institut für Gesundheit & Soziales der FOM; Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Dr. Klaus Decker
Regional Access Manager UCB Pharma; Sprecher des Pharma-Politischen Arbeitskreises (PPA) Süd
Dr. Nicole Gröne
Advisory. Acceleration. Education
Dr. Wolfgang Schneider
Geschäftsführer Bayerischer Apothekerverband e. V.
Prof. Dr. Thomas Städter
ifgs Institut für Gesundheit & Soziales der FOM
Robert Zucker
Geschäftsführer Klink Höhenried und Centrum für Prävention Bernried
Veranstaltungsort
FOM Hochschule für Oekonomie & Management
Hochschulzentrum München
Arnulfstr. 30
80335 München
Kostenpflichtige Parkmöglichkeit über die Tiefgarage „Hopfenpost“, Hopfenstraße 6. Aufgang/barrierefreie Auffahrt über Treppenhaus 2.
Die Veranstaltung wird aus unserem Hochschulzentrum der FOM in München live übertragen.
Anmeldung & Abstimmung
- Anmeldung zur Teilnahme in Präsenz kann vom bis zum 20.02.2026 erfolgen, für die digitale Teilnahme ist die Anmeldung jederzeit möglich.
- Stimmberechtigt bei der Abstimmung der Studierendenpreise sind lediglich ordentlich angemeldete Teilnehmende.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Ideelle Kooperationspartnerinnen & -partner
Veranstalterin der Transfertagung ist die FOM Hochschule für Oekonomie & Management gGmbH, Essen. Diese wird in ideeller Partnerschaft mit nachfolgenden genannten Organisationen vorbereitet und durchgeführt:
Förderinnen & Förderer
Die Fördersummen der einzelnen Förderinnen & Förderer finden Sie » hier zum Download.
Kontakt
ifgs Institut für Gesundheit & Soziales der FOM Hochschule
FOM Hochschulzentrum München
Arnulfstr. 30
80335 München
Telefon: +49 89 202452-0
E-Mail: ehealthandsociety@fom.de
Internet: www.ehealthandesociety.eu
Ansprechpartner: Thomas Schweigler, Stv. Geschäftsleitung Hochschulzentrum München
Archiv
Rückblicke auf die letztjährigen Veranstaltungen inklusive vieler Vorträge und Keynotes zum Download finden Sie in unserem Archiv.
